Vorwort zu Band 27,1 B

Inhalt des vorliegenden Bandes sind Arbeiten Schönbergs, die in Beziehung zu seiner Tätigkeit für die Denkmäler der Tonkunst in Österreich stehen.

Im Auftrag des Leiters der Denkmäler, Guido Adler, hat Schönberg für Wiener Instrumentalmusik im 18. Jahrhundert (Jahrgang XIX, 2, Band 39, 1912) Generalbaß-Aussetzungen für folgende Werke ausgeführt: die Symphonia a Quattro A-Dur, das Concerto per Violoncello o Cembalo g-Moll und das Concerto per Clavicembalo D-Dur von Matthias Georg Monn, sowie das Divertimento D-Dur von Johann Christoph Mann. Auf die Publikation der Generalbaß-Aussetzungen wird im Rahmen der Gesamtausgabe aufgrund ihrer geringeren Bedeutung innerhalb fremder Kompositionen verzichtet.

Für das Concerto per Violoncello o Cembalo g-Moll fertigte Schönberg im Jahre 1913 eine Ausgabe für Violoncello mit Klavierbegleitung, die von ihm zusammen mit der Generalbaß-Aussetzung desselben Konzerts als ein künstlerisches Experiment bezeichnet wurde (vgl. dazu die Dokumente im Band 27, 2 der Reihe B). Durch die feine harmonische, rhythmische und nicht zuletzt motivische Arbeit sowie die Vortragsbezeichnungen, die in der Denkmäler-Ausgabe keinen Zugang fanden, erweist sie sich als eigenständige Fassung.

Die bisher unveröffentlichten vier Kadenzen sind erst aus dem Nachlaß bekannt geworden. Geschrieben vor der Bearbeitung für Violoncello und Klavier, waren sie von Schönberg als Beilage zu einer gesonderten Ausgabe des Violoncellokonzerts g-Moll mit der eigenen Generalbaß-Aussetzung gedacht. Die Ausgabe bei der Universal Edition, eine Reproduktion aus dem genannten Denkmälerband, ist allerdings ohne die Kadenzen erschienen.

Zwanzig Jahre später, 1933, wurde Monns Concerto per Clavicembalo D-Dur von Schönberg frei bearbeitet; in der Fassung für Violoncello und Orchester erscheint es im Band 27 der Reihe A. Die Ausgabe für Violoncello mit Klavierbegleitung, die den vorliegenden Band eröffnet, stellt die Verbindung zur Orchesterfassung her. Der Ausdruck „freie Umgestaltung“, den Schönberg für beide Fassungen gebraucht, weist auf das Eingreifen in die Formgebung und Harmonik der Vorlage hin. Die Ausgabe für Violoncello und Klavier selbst hat allein das Ziel, dem Korrepetieren zu dienen und verzichtet folgerichtig auf jede Eigenständigkeit.

Nikos Kokkinis