Vorwort zu Band 8, Teil 1 B

Der vorliegende 1. Teil des Bandes 8 der Reihe B betrifft die Musik der Oper Moses und Aron im engeren Sinn: Beschrieben und bewertet werden die musikalischen Quellen, referiert wird über die Revision des musikalischen Textes der in der Reihe A vorgelegten Partitur, abgedruckt und kommentiert werden die musikalischen Skizzen und Entwürfe. Die zahlreichen Quellen zum Libretto, zu den Vortrags- und Regieanweisungen werden im 2. Teil vorgelegt werden; auch auf die textkritischen Entscheidungen in diesem Bereich wird dort eingegangen werden.

Die Zweiteilung des Bandes 8 der Reihe B geschieht nicht allein mit Rücksicht auf den Umfang, sondern ist auch durch den Zustand des Quellenmaterials begründet. Während bei den musikalischen Quellen der wissenschaftlichen Arbeit kaum Hindernisse entgegenstehen, ist die Beschäftigung mit dem Text gerade an einem entscheidenden Punkt derzeit noch zum Scheitern verurteilt. In der Quelle, die die endgültige Umarbeitung der verschiedenen Vorstufen des Textes zum Libretto dokumentiert – Schönberg nennt sie Kompositions-Vorlage mit allen Änderungen –, sind auf den einzelnen Blättern bis zu zehn Schichten Papier auf vielfältige Art befestigt; ihr Inhalt ist so nur in ungenügendem Maße erkennbar. Bevor die verschiedenen Schichten dieser Quelle nicht auseinandergelöst sind – eine Aufgabe, die auch im Hinblick auf die zerstörende Wirkung des überwiegend verwendeten Klebstoffes dringlich wäre –, kann die Entwicklung des Textes kaum in angemessener Form dargestellt werden. Daß der Text Gegenstand erst des 2. Teils sein wird, hat zur Konsequenz, daß auch auf die Entstehungsgeschichte von Moses und Aron insgesamt erst dort eingegangen werden wird. Denn die Ausarbeitung des Textes, die ihre erste Verfestigung im Text zum Oratorium Moses und Aron von 1928 gefunden hat, erstreckt sich nicht nur über einen längeren Zeitraum als diejenige der Musik, sondern umfaßt auch mehrere unterschiedliche Stufen. Die Chronologie der Komposition dagegen kann schon innerhalb des vorliegenden Bandes an den Daten in den Quellen abgelesen werden: als Anfangsdaten der 7. Mai und der 16. Juli 1930 (vgl. S. 9, Quelle Ab S. 61 und 62), der Zeitraum der Ausarbeitung des I. und II. Aktes zwischen dem 17. Juli 1930 und dem 10. März 1932 (vgl. S. 31 die zahlreichen Eintragungen in der Reinschrift, Quelle B) und schließlich der allerdings schnell wieder aufgegebene Versuch des Jahres 1937, die Arbeit am III. Akt fortzuführen (vgl. S. 28 f, Quelle Ae).

Dem Herausgeber ist mannigfache Hilfe zuteil geworden. Gedankt sei Rudolf Elvers, Leiter der Musikabteilung der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin (West), und J. Rigby Turner von der Pierpont Morgan Library, New York; beide halfen bei der Einsicht in die von den jeweiligen Bibliotheken aufbewahrten Quellen auf das bereitwilligste. Ebenso freundlich hat ein Baseler Privatsammler die Quelle in seinem Besitz nicht nur zugänglich gemacht, sondern auch an der Quellenbeschreibung mitgewirkt. Besonderer Dank gilt den Mitarbeitern des Arnold Schoenberg Institute, Los Angeles, und seinem Direktor Leonard Stein. Niemand jedoch hat mehr zu dem vorliegenden wie auch zu den zukünftigen Bänden der Gesamtausgabe beigetragen als die Archivarin des Instituts Clara Steuermann; ohne ihren persönlichen Einsatz bei der Bereitstellung der Quellen – auch schon vor der Vollendung des Institutsgebäudes –, ohne ihre stete Bereitwilligkeit, selbst auf scheinbar periphere Fragen eine Antwort zu finden, wäre die Quellenbeschreibung und die Skizzenedition kaum in der vorliegenden Form möglich gewesen.

Berlin, im September 1979
Christian Martin Schmidt