Vorwort zu Band 9 B

Der vorliegende Band enthält zunächst die Kritischen Berichte zu den in den Bänden 9, 1 und 9, 2 der Reihe A erschienenen Werken Verklärte Nacht op. 4 (Einrichtungen für Streichorchester von 1916/17 und 1943), II. Streichquartett op. 10 (Einrichtung für Streichorchester von 1929), Adagio („Notturno“) für Solo-Geige, Streichorchester und Harfe, „Gavotte und Musette (im alten Style)“ für Streichorchester, eine fragmentarische Folge von „Walzern“ für Streichorchester, „Suite im alten Stile für Streichorchester“ und „Ode to Napoleon Buonaparte“ op. 41 (Einrichtung für Streichorchester).

Darüber hinaus werden die Skizzen zur zweiten Einrichtung von op. 4 und die zahlreichen in Privatbesitz befindlichen Skizzen zur „Suite im alten Stile“ in einer kommentierten Edition dargeboten, wobei von letzteren bislang nur die im Arnold Schönberg Center in Wien aufbewahrten, von Josef Rufer mit Archivnummern versehenen Kopien zur Verfügung standen. Ohne Einsicht in die Originale und damit in Unkenntnis der tatsächlichen Ordnung des Skizzenkonvoluts wurde damals versucht, diese Kopien werkchronologisch zu ordnen. Für die Gesamtausgabe war es hingegen nun möglich, erstmals mit den Originalen zu arbeiten, weshalb ein Abdruck der Skizzen unter Berücksichtigung der tatsächlichen Beschaffenheit des Konvoluts präsentiert werden kann.

Für die Streichorchesterfassung der Verklärten Nacht von 1916/17 werden nicht zuletzt die Differenzen nachgewiesen, die sich aus den beiden eigenständigen Entwicklungslinien der Überarbeitung einerseits der Partitur, andererseits der Stimmen ergaben. Für die Fassung von 1943 liegt ein Schwerpunkt auf der Dokumentation der Verhandlungen Schönbergs mit den beteiligten Verlagen, die sich über Jahre hinzogen und u. a. beispielhafte Einblicke in urheberrechtliche Probleme gewähren. Die mit der Sextettfassung in Band 22 der Reihe B begonnene umfassende editorische Aufarbeitung dieses Opus findet mit diesem Band somit ihren Abschluß.

Neben dem Kritischen Bericht zur Fassung des II. Streichquartetts von 1929, deren Notentext zu Schönbergs Lebzeiten veröffentlicht worden war und im Rahmen des Bandes 9, 1 der Reihe A dargeboten wurde, enthält der vorliegende Band auch eine Dokumentation von Schönbergs erster Einrichtung des Quartetts aus dem Jahr 1919. Die Werkgestalt dieser früheren Einrichtung, die sich in vielen Details von der späteren unterscheidet, kann jedoch nur annäherungsweise rekonstruiert werden. Zwar sind die bei der Aufführung am 3. Juni 1919 verwendeten Stimmen zum Teil überliefert, doch bleibt die Aufführungsfassung aus zwei Gründen fraglich: Erstens ist keine Kontrabaßstimme erhalten, zweitens existiert eine weitere Partitur, deren Bezug zur Aufführung ungeklärt ist. Die Einrichtung aus dem Jahr 1919 ist daher nicht als Notentext, sondern nur in Form von Lesartenlisten hier wiedergegeben. Schließlich enthält der Band noch die Quellenedition des Beginns einer Streichorchesterbearbeitung Schönbergs von Beethovens Serenade für Violine, Viola und Violoncello op. 8 aus dem Jahr 1943, die – wie sich aus Briefen rekonstruieren läßt – wohl nicht über die nur eine Seite umfassenden Anfangstakte des Werkes hinauskam. Die beiden Bandherausgeber, die sich die Bearbeitung des Materials gemäß der Verteilung in den entsprechenden Bänden der Reihe A aufgeteilt haben, möchten abschließend für die vielfältige Unterstützung danken, die ihnen während der Vorbereitung und Fertigstellung des vorliegenden Bandes zuteil geworden ist. Ein ganz besonderer Dank gebührt den Archivaren des Arnold Schönberg Centers, Wien, Therese Muxeneder und Eike Fess, die in bewährter Weise Quellen verfügbar gemacht haben und vor Ort in kompetenter und akribischer Weise die Untersuchungen unterstützten. Profitiert hat der Band auch von vielen weiteren Personen, die unsere Recherchen und die Aufbereitung des Materials gefördert haben: den Mitarbeitern der Forschungsstelle, den Archivaren des Verlags Universal Edition, Wien, Werner Schembera-Teufenbach und Barbara Eger, ferner Antony Beaumont, Cornelius Lejeune, Stefan Münnich, Dorothee Schubel und Ulrich Wilker. Ihnen allen gilt unser aufrichtiger Dank.

Berlin, im Oktober 2010 
Martin Albrecht-Hohmaier, Ullrich Scheideler